
Freiheit
Was für ein Wort. Es trägt so viel Bedeutung in sich – von Unabhängigkeit und Selbstbestimmung bis hin zu Hoffnung und Inspiration. Es ist das Gefühl, das uns antreibt, unsere Träume zu verfolgen, neue Wege zu erkunden und unser Leben nach unseren eigenen Vorstellungen zu gestalten.
Freiheit
Ein Begriff, der in uns positive Assoziationen und lebendige Bilder weckt. Für viele symbolisiert Fliegen absolute Freiheit; das Gefühl, schwerelos durch die Lüfte zu schweben. Wer bewundert nicht die Vögel am Himmel, die frei und unbeschwert ihre Kreise ziehen?
Auch im Alltag gibt es zahlreiche Möglichkeiten, dieses Gefühl der Freiheit zu erleben: eine Fahrt im Cabrio, Surfen auf den Wellen, Paragliding hoch oben in der Luft, Downhill biking, mit dem Wohnmobil unbekannte Länder entdecken, Segeln auf dem weiten, offenen Meer oder das Erklimmen eines Berges, um von oben ins Tal zu blicken.
Diese Bilder vermitteln das Gefühl von Unabhängigkeit, Weite, Ungebundenheit, Grenzenlosigkeit.
Doch Freiheit ist natürlich weit mehr als das.
Was bedeutet Freiheit wirklich, und wie können wir sie bewahren – auch unter schwierigen Umständen?
Wenn ich in meinen Kursen frage „Was ist Freiheit für Euch?“, kommen meist Antworten, wie:
Freiheit ist:
- selbstbestimmt zu leben,
- eigene Entscheidungen zu treffen,
- frei seine Meinung äußern zu können,
- ohne Einschränkungen reisen zu dürfen,
- den Lebensstil zu wählen, den man möchte,
- unabhängig zu sein von finanziellen oder gesellschaftlichen Zwängen,
- Zugang zu Bildung und Wissen zu haben,
- seine Spiritualität bzw. seinen Glauben ausleben zu können.
Das ist alles richtig und wertvoll. Doch ist Freiheit wirklich nur das Fehlen von Zwängen? Bedeutet frei sein ausschließlich, so leben zu können, wie man möchte? Und was ist, wenn die äußeren Umstände so sind, dass wir in dieser Hinsicht eingeschränkt – also unfrei – sind?
„Es gibt etwas, was ihr mir nicht nehmen könnt: meine Freiheit, zu wählen, wie ich auf das, was ihr mir antut, reagiere.“
Viktor E. Frankl, österreichischer Neurologe, Psychiater sowie Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse, formulierte diese Einstellung. Er entwickelte sie im Konzentrationslager, einem Ort der größten Unfreiheit. Und dennoch hat Frankl seine Freiheit dort bewahrt. Seine innere Freiheit.
Denn wahre Freiheit liegt nicht nur im Äußeren. Wahre Freiheit liegt in unserer inneren Haltung. Und diese Haltung ist die Fähigkeit, trotz äußerer Einschränkungen eine innere Unabhängigkeit zu bewahren. Es geht darum, wie wir auf Situationen reagieren, welche Gedanken wir zulassen, welche Überzeugungen wir pflegen, und wie wir unter erschwerten Bedingungen (weiter)leben.
Diese innere Freiheit ist eine Kraftquelle, die uns ermöglicht, auch in schwierigen Zeiten Hoffnung zu bewahren, Sinn zu finden und unsere Würde aufrechtzuerhalten. Sie ist die Fähigkeit, unsere Reaktionen bewusst zu wählen, anstatt von äußeren Umständen überwältigt zu werden.

Einige Beispiele sollen dies verdeutlichen:
Ihnen wurde gekündigt.
Es ist verständlich, wenn Sie sich verzweifelt fühlen, dass Sie gegebenenfalls ratlos oder wütend sind. Doch Sie haben auch die Möglichkeit, diese Situation als Chance für einen Neuanfang zu sehen. Auch wenn es im Moment schwer fällt, können Sie die Weichen jetzt neu stellen und sich fragen: „Wie möchte ich mein Leben von hier an gestalten?“ Vielleicht entdecken Sie dabei Wünsche und Ziele, die Sie bisher unterdrückt haben. Nutzen Sie diese Zeit, um Ihre Träume zu reflektieren und einen Plan zu entwickeln, wie Sie diese verwirklichen können. Es ist eine Gelegenheit, sich selbst neu kennenzulernen, persönliche Stärken zu entdecken und mit Zuversicht in eine positive Zukunft zu blicken. Denken Sie daran: Jeder Anfang birgt auch neue Möglichkeiten, und manchmal ist ein Abschied nur der erste Schritt zu einem noch erfüllteren Leben.
Ihr Partner/Ihre Partnerin hat sie verlassen.
Gefühle wie Wut, Verzweiflung, Enttäuschung und Traurigkeit sind verständlich und ganz normal. Es ist in Ordnung und sogar hilfreich, diese Gefühle zuzulassen. Doch dabei sollten Sie nicht stehenbleiben. Das Leben ist viel zu kurz und zu wertvoll, um sich in diesen Emotionen zu verlieren.
Besser ist es, tief durchzuatmen, den Blick nach vorn zu richten und mit einem Lächeln einen neuen Weg zu gehen. Mit der Zeit verblassen die Erinnerungen und schmerzen nicht mehr. Sicher, es gibt Wunden, seelische Wunden; aber diese heilen und vernarben. Und Narben sind ein tragfähiges Gewebe; ein Gewebe, das Sie nur noch stärker und widerstandsfähiger macht.
Sie haben einen geliebten Menschen verloren.
Ein Schicksalsschlag wie dieser ist ohne Frage schwer zu verkraften. Dennoch, auch in dieser schweren Zeit haben Sie es in der Hand, Wege zu finden, um mit dem Verlust zu leben und wieder Kraft zu schöpfen. Denn das entscheidet letztendlich, wie Ihr weiteres Leben aussieht.
Es ist wichtig, sich die Zeit zu nehmen, um zu trauern und die eigenen Gefühle zuzulassen, ohne sich dafür zu verurteilen. Das Erinnern an die schönen Momente, die Sie miteinander teilen durften, kann eine Quelle des Trostes sein und Ihnen helfen, den Schmerz nach und nach zu verarbeiten. Auch wenn der Weg manchmal schwer erscheint, ist es möglich, wieder Hoffnung und Zuversicht zu finden.
Ihre Gesundheit ist ernsthaft beeinträchtigt.
Wenn das Leben uns mit einer schweren Krankheit konfrontiert, fühlen wir uns oft machtlos und überwältigt von Furcht, Trauer und Zukunftsängsten. In solchen Momenten kann es schwerfallen, einen klaren Blick zu bewahren und Hoffnung zu schöpfen. Doch gerade in diesen herausfordernden Zeiten zeigt sich die wahre Bedeutung von Freiheit.
Obwohl wir den äußeren Umständen kaum entkommen können, haben wir dennoch die Möglichkeit, unsere innere Haltung zu wählen. Es ist die Fähigkeit, trotz schwerer Schicksalsschläge eine positive Einstellung zu bewahren – eine Form der inneren Freiheit, die uns Kraft und Halt geben kann. Diese innere Stärke ist nicht nur ein Schutzschild für uns selbst, sondern kann auch anderen Mut machen und Hoffnung spenden.
Was diese Beispiele zeigen, ist: Wir sind nie „frei von…“, aber immer „frei zu…“
Wir sind nie frei von äußeren Bedingungen, aber wir sind immer frei, zu diesen Bedingungen Stellung zu nehmen.
„Die Freiheit des Menschen ist selbstverständlich nicht eine Freiheit von Bedingungen, sei es psychologischen oder soziologischen, sie ist überhaupt nicht eine Freiheit von etwas, sondern eine Freiheit zu etwas, nämlich die Freiheit zu einer Stellungnahme gegenüber allen Bedingungen.“
Viktor E. Frankl
Wir haben es nicht in der Hand, wenn politische Entscheidungen unsere Freiheit begrenzen.
Wir haben es nicht in der Hand, wenn andere Menschen Entscheidungen treffen, die Schmerz und Unverständnis bei uns hervorrufen.
Wir haben es nicht in der Hand, wenn das Leben uns mit Schicksalsschlägen konfrontiert.
Aber wir haben es in der Hand, wie wir darauf reagieren.
Wir haben es in der Hand, welche Haltung wir einnehmen.
Und wir haben es in der Hand, wie wir trotz schwieriger Umstände, Verletzungen und Einschränkungen unser Leben gestalten. Selbstbestimmt und frei.
Und diese Freiheit kann uns niemand nehmen.
„Die letzte der menschlichen Freiheiten besteht in der Wahl der Einstellung zu den Dingen.“
Viktor E. Frankl