In einer Welt voller Herausforderungen und Unsicherheiten ist Resilienz eine entscheidende Fähigkeit, die uns hilft, mit Stress und Rückschlägen besser umzugehen. Sie hilft uns, in schwierigen Zeiten stark zu bleiben und uns an Veränderungen anzupassen; sie hilft uns, Krisen und Schicksalsschläge zu verarbeiten und unser emotionales Gleichgewicht und unsere Lebensfreude wieder zu erlangen.
Resiliente Menschen können besser mit Druck umgehen, ihre Emotionen besser regulieren und finden leichter Wege, um aus Krisen gestärkt hervorzugehen. Diese Fähigkeit fördert nicht nur das persönliche Wohlbefinden, sondern auch die soziale Interaktion und die allgemeine Lebensqualität. Indem wir Resilienz entwickeln, können wir unsere mentale Gesundheit stärken und ein erfüllteres Leben führen.
Doch was genau ist Resilienz?
Das Wort „Resilienz“ stammt vom lateinischen Verb „resilire“, was so viel wie „zurückspringen“ oder „abprallen“ bedeutet. Ursprünglich wurde der Begriff in der Werkstoffkunde verwendet.
So gilt ein Werkstoff als resilient, wenn er bei Druck elastisch nachgibt, nicht zerbricht und von allein wieder in den Ausgangszustand zurückgeht.
Im psychologischen Kontext bezieht sich Resilienz auf die Fähigkeit eines Individuums, sich von schwierigen Lebenssituationen, Stress oder traumatischen Erlebnissen zu erholen. In der Psychologie gibt es keine eindeutige, universelle Definition von Resilienz, da sie viele Schnittstellen zu verschiedenen Lebensbereichen aufweist. Unabhängig davon, in welchem Kontext der Begriff „Resilienz“ verwendet wird, müssen jedoch immer zwei Aspekte vorhanden sein: Es gibt eine belastende Situation, und diese wird erfolgreich bewältigt.
„Der Bambus, der sich biegt, ist stärker als die Eiche, die sich widersetzt.“ (Weisheit)


Sehr schön beschreibt das Bild des Bambus Resilienz. Bambus ist bekannt für seine Fähigkeit, sich im Wind zu biegen, ohne zu brechen. Auch wenn der Bambus niedergedrückt ist, wie beispielsweise durch Schnee, kann er sich wieder aufzurichten und weiter wachsen.
Dieses Bild erinnert uns daran, dass auch wir in schwierigen Zeiten die Kraft finden können, uns zu erholen und weiterzumachen. Der Frühling bringt neues Leben und Hoffnung, und so wie der Bambus nach dem Winter neue Triebe bekommt, können auch wir nach Herausforderungen wieder aufblühen.
Und was ist Resilienz nicht?
In diesem Zusammenhang kann der Eindruck entstehen, dass Resilienz der Selbstoptimierung dient, um noch produktiver und noch stressresistenter zu werden, um noch mehr Druck aushalten und noch mehr leisten zu können.
Es ist mir wichtig zu betonen, dass das Resilienz-Konzept nicht diesem Zweck dient. Vielmehr geht es bei Resilienz darum, die Fähigkeit zu entwickeln, mit Herausforderungen, Stress und Rückschlägen umzugehen, ohne sich dabei selbst unter Druck zu setzen, ständig besser zu werden. Resilienz fördert das Wohlbefinden und die innere Stärke, indem sie uns lehrt, in schwierigen Zeiten gelassen zu bleiben und aus Erfahrungen zu lernen. Es ist ein Prozess des Wachstums und der Anpassung, der uns hilft, authentisch zu bleiben und unsere eigenen Grenzen zu akzeptieren, anstatt uns in einem ständigen Wettlauf um Perfektion zu verlieren.
Resilienz schließt Verzweiflung, Leid und Trauer nicht aus.
Ebenso dürfen wir nicht denken, dass resiliente Menschen vor Krisen, Schicksalsschlägen, Schwierigkeiten und Belastungen gefeit sind; dass alles an ihnen abprallt.
Resilienz bedeutet nicht, dass man immun ist gegen negative Erfahrungen oder dass man keine emotionalen Schmerzen empfindet. Vielmehr beschreibt sie die Fähigkeit, trotz dieser Herausforderungen wieder aufzustehen und sich anzupassen. Resiliente Menschen erleben genauso Verlust, Enttäuschung und Krisen wie alle anderen, doch sie verfügen über Strategien und Ressourcen, die ihnen helfen, mit diesen belastenden Situationen umzugehen. Sie erkennen, dass Trauer und Schmerz Teil des Lebens sind und dass es in Ordnung ist, diese Gefühle zuzulassen. Indem sie ihre Emotionen annehmen und verarbeiten, können sie letztlich gestärkt aus schwierigen Zeiten hervorgehen, ohne die menschliche Erfahrung des Leidens zu negieren.
Resilienz ist trainierbar…..,
Nun stellt sich die Frage, ob Resilienz überhaupt trainierbar ist – und wenn ja, wie.
Die gute Nachricht: Ja, Resilienz ist trainierbar – und zwar in jedem Alter.
Denn: Resilienz ist eine Kombination aus spezifischen Verhaltensweisen und Einstellungen. Und diese Fähigkeiten, Einstellungen und Strategien können wir erlernen, fördern und entwickeln.
Nur – und das ist vielleicht die weniger gute Nachricht: Diese Entwicklung braucht Zeit.
Denn Verhaltensweisen und bestimmte Einstellungen haben wir über Jahre, teilweise über Jahrzehnte herausbildet und verinnerlicht. Diese Muster zu verändern oder gar abzulegen, geschieht nicht von heute auf morgen.
….benötigt aber Zeit.
Sehr schön kann man sich das mit dem Bild einer neuronalen Autobahn vorstellen. Diese Autobahn besteht aus vielen verschiedenen Fahrspuren, die die verschiedenen Gedanken, Gewohnheiten und Reaktionen repräsentieren.
Wenn jemand eine bestimmte Einstellung oder ein Verhalten hat, fährt er oft auf einer bestimmten Spur dieser Autobahn. Diese Spur ist gut ausgebaut und wird häufig genutzt, was bedeutet, dass es einfach ist, dort zu fahren. Wenn jemand jedoch beschließt, eine neue Einstellung oder ein neues Verhalten zu entwickeln, ist das wie das Anlegen einer neuen Fahrspur auf der Autobahn.
Zunächst ist diese neue Spur vielleicht noch nicht gut ausgebaut und es gibt viele Hindernisse. Aber je mehr man diese neue Spur nutzt – also je mehr man an seinen Einstellungen und Verhaltensweisen arbeitet – desto besser wird sie ausgebaut. Man könnte sagen, dass die neuen Gedanken und Verhaltensweisen „gepflegt“ werden, indem man sie regelmäßig anwendet.
Mit der Zeit wird die neue Spur breiter und einfacher zu befahren, während die alte Spur, die man weniger nutzt, anfängt, zu verwildern. So kann ein Mensch seine Einstellungen und Verhaltensweisen verändern, indem er bewusst neue „Fahrspuren“ anlegt und die alten weniger befahren lässt.
Es erfordert Geduld und Übung, aber mit der Zeit wird die neue Autobahn zu einem vertrauten und bequemen Weg.
Doch wie können wir Resilienz trainieren?
Hinter Resilienz steckt keine geheimnisvolle Kraft, sondern ein komplexer psychischer Mechanismus aus vielen einzelnen Faktoren, von denen manche bekannt sind, andere noch nicht. Die Forschung hat über die letzten Jahre verschiedene Faktoren herausgefiltert, die Personen charakterisieren, die trotz gravierender Belastungen psychisch gesund bleiben.
Hier ist wichtig zu erwähnen: Es gibt nicht die „wahren“ Resilienzfaktoren. In den verschiedenen Modellen und Theorien werden sie unterschiedlich definiert und kategorisiert.
In meinen Trainings wie auch im Coaching konzentriere ich mich auf Faktoren, die in verschiedenen psychologischen Modellen und Theorien behandelt werden. Ein bekanntes Modell, das viele dieser Faktoren umfasst, ist das Resilienzmodell von Emmy Werner, das die Bedeutung von persönlichen Eigenschaften und sozialen Netzwerken für die Entwicklung von Resilienz betont. Auch das Konzept der positiven Psychologie, das Optimismus und lösungsorientiertes Denken fördert, spielt hier eine Rolle.
Die Resilienzfaktoren: Schlüssel zu einem starken und erfüllten Leben
Diese Faktoren, die Menschen helfen, Herausforderungen zu bewältigen und sich von Rückschlägen zu erholen, sind:
1. Akzeptanz
Akzeptanz ist der erste Schritt zur Resilienz. Es bedeutet, die Realität einer Situation anzunehmen, ohne sich in negativen Gedanken oder Widerstand zu verlieren. Resiliente Menschen erkennen an, dass das Leben Herausforderungen mit sich bringt, und sie sind bereit, diese Herausforderungen zu akzeptieren, anstatt gegen sie anzukämpfen. Diese Akzeptanz ermöglicht es ihnen, ihre Energie auf Lösungen zu konzentrieren, anstatt sich in Selbstmitleid zu verlieren.
2. Optimismus
Optimismus ist eine kraftvolle Haltung, die es uns ermöglicht, aus jeder Situation das Beste zu machen. Resiliente Menschen glauben daran, dass sie die Fähigkeit haben, ihre Umstände zu beeinflussen und dass positive Veränderungen möglich sind. Dieser Glaube an eine bessere Zukunft motiviert sie, aktiv zu handeln und Herausforderungen als Chancen für Wachstum zu betrachten.
3. Lösungsorientierung
Lösungsorientierung bedeutet, sich auf die Suche nach Lösungen zu konzentrieren, anstatt sich in Problemen zu verlieren. Resiliente Menschen analysieren Herausforderungen, identifizieren mögliche Lösungen und setzen diese um. Sie sind proaktiv und bereit, kreative Ansätze zu finden, um Hindernisse zu überwinden. Diese Fähigkeit, lösungsorientiert zu denken, stärkt ihr Selbstvertrauen und ihre Handlungsfähigkeit.
4. Die Opferrolle verlassen
Eine der größten Hürden für Resilienz ist das Verharren in der Opferrolle. Resiliente Menschen erkennen, dass sie die Kontrolle über ihr Leben haben und nicht passiv den Umständen ausgeliefert sind. Indem sie die Verantwortung für ihr eigenes Leben übernehmen und aktiv an ihrer Situation arbeiten, befreien sie sich von der Opfermentalität und gewinnen an Stärke.
5. Verantwortung übernehmen
Verantwortung zu übernehmen bedeutet, eigene Entscheidungen zu treffen und deren Konsequenzen zu akzeptieren. Resiliente Menschen sind bereit, für ihr Handeln einzustehen und die Verantwortung für ihre Reaktionen auf Herausforderungen zu übernehmen. Diese Haltung fördert ein Gefühl der Kontrolle und Selbstwirksamkeit, was wiederum die Resilienz stärkt.
6. Netzwerkorientierung
Ein starkes soziales Netzwerk ist ein wesentlicher Resilienzfaktor. Resiliente Menschen wissen, dass sie nicht allein sind und dass Unterstützung von Freunden, Familie und Kollegen entscheidend ist. Sie bauen und pflegen Beziehungen, die ihnen in schwierigen Zeiten Halt geben. Diese Netzwerkorientierung fördert nicht nur das emotionale Wohlbefinden, sondern bietet auch praktische Hilfe und Perspektiven.
7. Zukunftsorientierung
Zukunftsorientierung bedeutet, eine Vision für die Zukunft zu entwickeln und darauf hinzuarbeiten. Resiliente Menschen setzen sich Ziele und arbeiten aktiv daran, diese zu erreichen. Sie sind in der Lage, aus der Vergangenheit zu lernen, ohne sich von ihr definieren zu lassen, und sie blicken optimistisch in die Zukunft. Diese Ausrichtung auf das, was kommen kann, gibt ihnen Motivation und Hoffnung.
Resilienz ist Arbeit – aber sie lohnt sich!

Die Entwicklung von Resilienz ist ein fortlaufender Prozess, der Zeit, Übung und Geduld erfordert und auch sehr arbeitsintensiv sein kann.
Aber diese Mühe lohnt sich. Denn indem wir die genannten Resilienzfaktoren in unser Leben integrieren, können wir unsere innere Stärke aufbauen und besser mit den Herausforderungen des Lebens umgehen. Jeder Schritt in Richtung Resilienz bringt uns näher zu einem erfüllteren und widerstandsfähigeren Leben. Es ist wichtig, geduldig zu sein und die Fortschritte anzuerkennen, die wir auf diesem Weg machen. Letztendlich ist Resilienz nicht nur eine Fähigkeit, sondern auch eine Haltung, die uns hilft, das Leben in all seinen Facetten zu meistern.